updates: 23.11. "Expedition Xb", 20.11. "Expedition IX", 26.11. "Tagesbericht", 27.11. "Expedition XI", 28.11. "Tagesbericht", 29.11. "Expedition XII", 30.11. "7. Installation" ...

* - * - *


Mittwoch, 30. September 2009

intro

Sylt / Was ist das? Ich war öfter in Rom und Paris als auf Sylt und habe mehr Bilder von L.A. und NY gesehen als von Sylt. In London und Moskau war ich genau so oft wie auf.
Ich weiß, daß es Aufkleber und einen Ärzte-Song und die Insel bald nicht mehr gibt. Immerhin weiß ich, daß es eine Insel ist.

Beste Voraussetzungen also und ich werd mich hüten, mir vorher irgendwas anzulesen/-zuschauen.

Vielleicht kauf ich nen Plan, das wars dann aber auch. – Nee, besser doch nicht. Nur die Umrisse ausm Netz holen und selber eintragen/-zeichnen.

Landvermessung / Wie würd man messen, wenns die Norm (zB Meter) nicht gäbe?
Wenn ich irgendwo hingeh und sag "Hier gefällts mir.", ist das das Resultat einer Messung. Wenn ich eine möglichst objektive Beschreibung liefere, auch. Eine subjektive dto.

Will sagen: das Zentrum des Messens, das absolute Maß der Dinge, ist der subjektive Mensch. Mit einer Norm/Maßeinheit plättet man die Realität genauso wie mit der euklidischen Geometrie (gegenüber der nicht-euklidischen).

Treibgut / waren mir Kunst und Leben schon "immer".
Freilich plant man dies & jenes und schaut, daß man es umsetzen kann. Letztlich gehts doch aber immer darauf hinaus, was einem so angespült wird.
Das kann man alles ergreifen (weil alles sooo schön ist und man ja was damit machen muß) oder alles ignorieren (weil DER PLAN sooo schön ist und man ihn ja partout umsetzen muß).
Meins ist beides nicht, was ich in der Erörterung "Plan B – Lego" dargelegt habe.

pre intro: Plan B - Lego

als kind hatte ich eine große legokiste. ich saß vor oder in der kiste, wollte irgendwas bauen und hab die passenden teile gesucht. den anspruch, farblich das richtige zu finden, hab ich meistens zurückgestellt – ich war schon froh, wenn ich das grade, lange, schräge oder den einer gefunden hatte, egal in welcher farbe. meine werke waren deshalb meistens sehr bunt und meistens waren es fahrzeuge, flieger oder irgendwas, von dem ich dachte, das könnte was zum fahren oder fliegen sein. ich war mir nicht immer sicher.

es kam vor, daß ich ein teil nicht fand, das aber sein mußte. dann suchte ich nicht selten so lange, bis mir irgendwann auffiel, daß ich vergessen hatte, was ich überhaupt suche.
meine anstrengungen verliefen entweder im sande oder, wenn es mir dann doch einfiel, interessierte es mich nicht mehr – anscheinend hatte das abenteuer der suche meine ziele & visionen verändert. ich baute dann etwas anderes. (jahre später las ich ein zitat von picasso, das meine herangehensweise ehren sollte: “wenn man genau weiß, was man machen will – warum macht man es dann überhaupt noch? – dann ist es besser, etwas anderes zu machen.”)

eine dieser arbeiten mit rädern, von der ich ahnte, daß sie fahren oder fliegen könnte, hatte ich bei einem lego–wettbewerb eingereicht (ich war ungefähr 5 oder 6). ich kam damit auf den 3. platz. (nebenbei: den 1. und 2. platz belegten welche, die über 10 waren und denen ihre väter geholfen hatten. da wußte ich, wie der hase läuft.) bei der preisverleihung hielt mir der moderator ein mikrofon ins gesicht und fragte mich, was das sein solle. ich hatte keine ahnung und erfand irgendwas mit „transporter”. wenn ich mich recht erinnere, war das nicht sehr glaubhaft, weil ich auf dem einreichungsformular etwas anderes angegeben hatte. vielleicht wußte aber auch keiner, was das ist.
mir fällt schwerlich etwas ein, das mich in meiner (auch künstlerischen) entwicklung so geprägt hat, wie die ereigniskette plan a – suchen – vergessen – plan b.

meistens finde ich plan b besser, durchdachter, reifer, aber auch spontaner als plan a – wenn nicht, gibt es auch noch plan c, d etc und ich arbeite daran, plan a von vornherein bleiben zu lassen und gleich mit b anzufangen (der dann übrigens nicht wiederum plan a ist, das ist was anders).

mein aktuelles projekt: eine wandmalerei an prominenter stelle in meinem atelier: „when too perfect, lieber gott böse“ (nam june paik).

veröffentlicht im zeitschriftenmultiple "ohne anschnitt" nr. 3 http://www.ohneanschnitt.de